5 Min. aktualisiert am 26.01.2022

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Auslandsaufenthalt: Erfahrung fürs Leben

Ob kurze Sprachreise, Schüleraustausch oder gleich ein ganzes Jahr bei einer Gastfamilie leben und zur Schule gehen: eine Zeit im Ausland ist eine prägende Erfahrung. Nicht nur den Sprachkenntnissen kommt eine solche Zeit zugute, auch der persönlichen Entwicklung.

Was bringt ein Auslandsaufenthalt für Schülerinnen und Schüler?

Die Vorstellung, ihr Kind im Teenageralter um die halbe Welt reisen zu lassen, macht vielen Eltern verständlicherweise Kopfzerbrechen – es ist teuer und die Risiken sind schwer überschaubar, besonders wenn man das Land nicht aus eigener Anschauung kennt. Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass der Sohn oder die Tochter im Moment besonders viel Zuwendung braucht? Vielleicht können Sie sich auch gar nicht vorstellen, wie ihr Kind sich in fremder Umgebung in einer Sprache durchsetzen kann, die es noch nicht so gut beherrscht? Vielleicht gehören Sie auch zu denen, die einen Schulbesuch ohne Unterbrechung einem Auslandsaufenthalt vorziehen? – Hier kommen Überlegungen und Argumente für die verschiedenen Möglichkeiten, die sich eröffnen.

Jeder Auslandsaufenthalt – ob kurz oder lang – ist eine Möglichkeit für Kinder beziehungsweise Jugendliche, sich zu entwickeln.

  • Ihre Sprachkenntnisse verbessern sich
  • Sie lernen, sich in fremder Umgebung alleine oder mit der Hilfe einer Organisation zu orientieren und durchzusetzen
  • Ihre Eigenständigkeit wächst und daraus schöpfen sie Selbstbewusstsein
  • Bei längeren Aufenthalten entwickeln die Kinder und Jugendlichen wertvolle Fähigkeiten, die sie später gut gebrauchen können – ob im Job oder in der Wohngemeinschaft: Anpassungsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Toleranz
  • Ein längerer Auslandsaufenthalt macht sich auf jeden Fall auch sehr gut auf einem Lebenslauf.

Sprachreise: Die Lust an Fremdsprachen wecken

Das ist die kürzeste Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, alleine ins Ausland zu fahren, um ihre Fremdsprachenkenntnisse ein bisschen aufzupeppen. In der Regel sind solche Reisen komplett von einem Anbieter organisiert, inklusive Anfahrt und Unterkunft. Besonders empfehlenswert ist ein Aufenthalt in einer Gastfamilie, damit man nicht nur den theoretischen Lernerfolg in der Sprachschule hat, sondern auch in den Alltag mit der Gastfamilie eintaucht. Denn eine Sprache ist nicht nur Grammatik und Vokabeln pauken – sie besteht auch aus Sprichwörtern und Begriffen, die man in der Schule nicht lernt. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Gastfamilie nicht mehrere deutsche Kinder aufnimmt, die dann in der Freizeit auf Deutsch miteinander sprechen. Kulturelle, Sportliche und andere Programmpunkte runden das organisierte Programm einer Sprachreise ab.

Vorteil: Kann in den Ferien erfolgen und ist leicht zu organisieren

Nachteil: Eine kurze Sprachreise ist höchstens ein Samenkorn, sie kann keine plötzliche Leistungssteigerung auslösen. Aber vielleicht macht das Vokabelpauken dann ja doch wieder Spaß?

Mehr Infos: Fachverband Deutscher Sprachschulen und Sprachreise-Veranstalter e. V.

Schüleraustausch: Jetzt wird es persönlich

Im eigentlichen Wortsinn geht es um einen Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern kooperierender Schulen. Der Austausch findet klassenweise oder zwischen kleineren Schülergruppen statt. Ein Kind besucht ein anderes in seiner Familie und nimmt auch an Unterricht und Freizeitaktivitäten teil. Daran schließt sich ein Gegenbesuch an, sodass es wirklich ein persönlicher Austausch wird, von dem auch die teilnehmenden Familien profitieren. Die Organisation und Durchführung solcher Schul-Austauschbesuche liegt bei den Partnerschulen. Es hängt also ein bisschen vom Engagement und den gewachsenen Kontakten einer Schule ab, ob Austausche stattfinden können.

Im Rahmen der Deutsch-Französischen Freundschaft unterstützt Baden-Württemberg den Austausch und die Begegnung von Schülergruppen. Das Kultusministerium informiert hier .

Der Begriff Schüleraustausch wird unklar verwendet. Oftmals geht es um Auslandsaufenthalte oder ganze Auslandsjahre bei Gastfamilien mit Schulbesuch im Ausland, die von Organisationen gegen Bezahlung angeboten werden. Dabei handelt es sich aber streng genommen nicht um einen Austausch, da es keine wechselseitigen Besuche gibt. Deshalb stellen wir diese Möglichkeit im Punkt „Auslandsjahr“ vor.

Vorteil: Ist persönlich und individuell zu gestalten, findet während des Schuljahrs statt und ist in den Lehrplan integriert.

Nachteil: Die Organisation hängt vom Engagement des Lehrpersonals an den jeweiligen Schulen ab.

Auslandsjahr: richtig eintauchen in die Kultur des Gastlandes

Einen längeren Aufenthalt im Ausland kann man am besten in der elften Klasse des Gymnasiums einplanen. Später ist das nicht mehr möglich, weil die vier Halbjahre der Qualifikationsphase vor dem Abi vor Ort belegt werden müssen. Für jüngere Schülerinnen und Schüler oder solche an Realschulen gibt es Alternativen.

Besonders beliebt sind laut weltweiser.de englischsprachige Länder wie USA, Kanada, Australien und Neuseeland, aber auch Großbritannien gehört zu den Favoriten. In der Regel orientiert sich ein längerer Auslandsaufenthalt am Schulrhythmus des Gastlandes: Man bleibt drei Monate (ein „term“, also Drittelschuljahr), fünf Monate (ein halbes Schuljahr) oder zehn Monate für ein ganzes Schuljahr.

Diese aufwändige und – man muss es sagen – auch teure Art, die Welt zu entdecken, organisieren spezialisierte Anbieter. Sie haben auch Repräsentantinnen oder Repräsentanten vor Ort, die bei Problemen mit der Gastfamilie oder in der Schule helfen und vermitteln. Dadurch sind die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler auch in weit entfernten Ländern sicher in ein Netzwerk eingebettet und müssen sich im Problem- oder Krankheitsfall nicht alleine durchschlagen. Unter den vermittelnden Organisationen finden sich einige mit langer Erfahrung und Tradition, zum Beispiel AFS , STS oder AIFS . Der Markt ist sehr groß – in Baden-Württemberg gibt es Beratung zum Beispiel unter www.austausch-macht-schule.org . Die Jugendstiftung Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim bietet Auslandsaufenthalte mit und ohne Tauschpartnerin oder Tauschpartner an unter www.sprung-ins-ausland.de/reise-ins-ausland/schule/ .

Vorteil: Man taucht am stärksten in sein Gastland und dessen Kultur ein, wenn man länger dort lebt. Die Wirkung ist am nachhaltigsten. Oft bleiben Kontakte und Freundschaften zur „zweiten Familie“ ein Leben lang.

Nachteil: Nicht jedes Kind – und jede Familie – ertragen eine längere Trennung gut. Die Kosten sind je nach Anbieter erheblich. Und: Je länger man dem Unterricht in Deutschland fernbleibt, desto mühsamer der Neustart nach der Rückkehr.

Nach der Schule in die Welt ziehen

Vielleicht hat sich ein Auslandsaufenthalt nicht während der Schulzeit ergeben – Corona zum Beispiel hat ja einige Planungen zunichte gemacht. Dann ist das kein Grund, traurig zu sein, denn auch nach dem Schulabschluss gibt es tolle Möglichkeiten, die Welt zu erkunden und den Lebenslauf durch einen Auslandsaufenthalt in jungen Jahren aufzupeppen.

Work & Travel

Sehr beliebt, besonders für die Länder Australien und Neuseeland, aber auch in den USA, Kanada oder Japan möglich: Work & Travel. Man ist mit dem Rucksack unterwegs und jobbt unterwegs, um sich die Reise zu finanzieren. Begleitende Organisationen bieten einen organisatorischen Rahmen und Unterstützung vor Ort. Mögliche und typische Jobs gibt es in der Gastronomie oder in der Landwirtschaft. Intensiver ist es wohl kaum möglich, in ein Land einzutauchen und sich persönlich weiterzuentwickeln.

Au-pair

Ähnlich wie Work & Travel verbindet der Auslandsaufenthalt als Au-pair Arbeit mit Lernen und persönlicher Entwicklung. Als Au-pair arbeitet man einige Stunden am Tag mit den Kindern der Familie – zum Beispiel hilft man bei den Hausaufgaben, bei der Betreuung oder verrichtet leichte Arbeiten im Haus. Es ist genug Zeit für einen Sprachkurs und für freie Zeit; zudem schläft das Au-pair in einem eigenen Raum und nicht bei den Kindern. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt und die Gastfamilie Freude am neuen Familienmitglied hat, kann ein Au-pair-Aufenthalt eine große Bereicherung sein. Als Vollzeit-Haushaltshilfe sollten sich junge Leute allerdings nicht verheizen lassen. Also Achtung bei der Wahl der Vermittlungsagentur!

Freiwilligenarbeit

Viele junge Menschen möchten zwischen Schule und Studium etwas Sinnvolles mit ihrer Zeit anfangen und sich auch beruflich orientieren. Sie engagieren sich als Freiwillige mit wohltätigen Organisationen oder gehen im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahrs ins Ausland. Eine großartige Kombination aus inhaltlich wertvoller Erfahrung, Spracherwerb und dem guten Gefühl, etwas Nützliches für die Allgemeinheit zu tun. Allerdings ist man weniger flexibel, weil zu fixen Arbeitszeiten verpflichtet – man sieht also weniger vom Land als zum Beispiel bei Work & Travel.

Erasmus-Semester oder während Ausbildung

Während dem Studium oder während der Ausbildung gibt es häufig die Möglichkeit, ein Semester, ein Jahr oder vielleicht auch nur für den Zeitraum eines Projekts im Ausland zu lernen. Der Klassiker an Universitäten sind europäisch geförderte Erasmus-Semester, für junge Leute in Ausbildung gibt es ebenfalls Förderung und auch Stiftungszuschüsse.

Auslandsaufenthalt: richtig versichert ins Flugzeug steigen

Damit die jungen Menschen gut abgesichert in ihr einzigartiges Abenteuer starten können, sollten sich ihre Eltern – oder je nach Alter und Versicherungsstatus auch nur die Reisekandidaten – um vier Versicherungen kümmern. Am besten sprechen Sie Ihren Berater oder Ihre Beraterin bei der Versicherung direkt an:

  • Haftpflichtversicherung: Diese begleicht Schadenersatzansprüche von Dritten. Zum Beispiel wenn man im Haushalt der Gastfamilie etwas kaputtmacht. Schülerinnen und Schüler sowie Studierende und Azubis sind in der Regel über die Familienhaftfplichtversicherung abgedeckt. Ggfs. müssen sie auch eine eigene Versicherung abschließen. Wichtig ist zudem, dass die Versicherung räumlich und zeitlich den Auslandsaufenthalt abdeckt. Bei ihrer Versicherung erhalten die Versicherten auch einen schriftlichen Nachweis für die Schule oder Organisation, die einen Austausch vermittelt.
  • Auslandskrankenversicherung: In der Regel deckt die heimische Krankenversicherung keine längeren Auslandsaufenthalte ab. Daher ist es ebenfalls wichtig, über eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung räumlich und zeitlich den geplanten Auslandsaufenthalt abzudecken.
  • Unfallversicherung: Wenn beim Sport oder auch „nur“ im Haushalt ein gravierender Unfall passiert, kümmert sich die Unfallversicherung nicht nur um die Bergung und den Transport in eine Spezialklinik. Wichtig ist, dass sie über die akute Phase hinaus im Invaliditätsfall mit weitergehenden finanziellen Leistungen unterstützt. In der Regel greift die Unfallversicherung weltweit – aber besser kurz checken, um sicherzugehen.
  • Das Reisegepäck ist versicherbar über die Hausratversicherung oder eine eigene Reisegepäckversicherung. Sie deckt alle üblichen Gegenstände wie Kleidung, Schuhe, elektronische Geräte, Schmuck und Medikamente ab. Falls Gepäck nicht am richtigen Flughafen ankommt, kann man sich mit Notkäufen über Wasser halten, bis Koffer oder Rucksack den Weg gefunden haben.